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10.04.2024

Eine gehörlose Kollegin am FRM II

Fingeralphabet FRM II Fingeralphabet FRM II Das Fingeralphabet ist nur ein Hilfsmittel, um unbekannte Worte zu buchstabieren, wie hier FRM II. © FRM II / TUM
Das Fingeralphabet ist nur ein Hilfsmittel, um unbekannte Worte zu buchstabieren, wie hier FRM II. © FRM II / TUM

Wenn man zu Yella Wähner ins Büro möchte, öffnet man einfach die Tür. Klopfen wäre sinnlos, denn die Technische Zeichnerin würde einem keine Rückmeldung geben. Nicht etwa, weil sie so vertieft in ihre Pläne ist: Yella Wähner kann nichts hören. Sie ist gehörlos. Seit vier Jahren arbeitet sie an der Forschungs-Neutronenquelle Heinz-Maier Leibnitz (FRM II).

An ihrem Job gefällt der technischen Zeichnerin in der Fachrichtung für Maschinen- und Anlagentechnik vor allem, die Vielfältigkeit. Yella Wähner ist unter anderem für das Erstellen von Flucht- und Rettungsplänen, Feuerwehreinsatzplänen und Feuerwehrlaufkarten zuständig. In ihrer Zeit am FRM II hat sie schon hunderte Pläne angefertigt. „Die Arbeiten, die ich anfertige, sind so verschieden, dabei wird es nie langweilig. Zurzeit gestalte ich neue Raumpläne für Büros, aber auch für den Reaktor,“ verbalisiert Yella Wähners Gebärdensprachdolmetscherin.

Wie erfährt man als gehörlose von einem Flucht- oder Feueralarm?

Die lauten Töne eines Flucht- oder Feueralarms kann Yella Wähner nicht hören. Am Arbeitsplatz hat sie deshalb ein technisches Hilfsmittel, das den Alarm über Blinken signalisieren würde. Da dieses manchmal von den vielen unterschiedlichen Tönen überfordert ist, kommt es gelegentlich zu Fehlalarmen. „Zuhause habe ich ebenfalls technische Hilfsmittel, wie für den Wecker, die Türklingel und den Rauchmelder. Die wandeln alles einwandfrei in optische Signale um“, erklärt sie.

Img 3861 Img 3861 Yella Wähner erstellt gerade einen neuen Flucht- und Rettungsplan. © FRM II / TUM

Yella Wähner erstellt gerade einen neuen Flucht- und Rettungsplan. © FRM II / TUM

Tipps für Hörende

Einige gehörlose Menschen können Lippen lesen. Das ist aber sehr anstrengend, da nur etwa 30 Prozent der Wörter ablesbar sind. Das Mundbild der Wörter „Mutter“ und „Butter“ sieht beispielsweise genau gleich aus. Der Rest ist dann eine Kombinationsleistung aus dem Kontext des Gesagten. Das hierbei viele Missverständnisse entstehen können, steht außer Frage und ist auch der Grund, warum Yella Wähner es bevorzugt, über E-Mail oder Gebärdensprachdolmetscher:innen zu kommunizieren.

Ist Gebärdensprache international?

„Ich werde oft gefragt, ob Gebärdensprache international ist. Tatsächlich sind Gebärdensprachen international aber verschieden und sogar innerhalb Deutschlands gibt es Dialekte,“ erklärt Yella Wähner. Gebärdensprachen sind eigene, vollwertige Sprachen und sie zu lernen dauert eben so lange, wie eine gesprochene Sprache. Weltweit gibt es über 100 verschiedene. So haben die deutsche und die französische Gebärdensprache beispielsweise unterschiedliche Gebärden für die Wörter Apfel und Wasser.

Wenn man Yella Wähners Büro wieder verlässt winkt man am besten und schließt sanft die Tür.

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